MVV: Mut zum übersichtlichen Tarif!
Es gibt Dutzende von Ticket-Angeboten. Mal für Ringe, mal für Zonen, mal für Räume. Der MVV-Tarif ist für Fremde schwer zu durchschauen, selbst die Einheimischen verstehen vieles nicht. Der VCD sieht Handlungsbedarf für eine Reform im Sinne der Fahrgäste.
Gelingt es dem MVV – nach vielen Anläufen – 2018 den Tarif zu reformieren, würde der VCD dies sehr begrüßen. Denn komplizierter als jetzt kann eine Tarifstruktur kaum sein. Der VCD hatte dies bereits 2011 in einer Tarifanalyse festgestellt – und daraufhin eine Reihe von Verbesserungspotentialen aus Fahrgastsicht definiert. Erfreulich, dass der MVV nunmehr ein neues Tarifkonzept erarbeitet hat. Erfreulich auch, dass dabei fast alle wichtigen Anregungen des VCD eingeflossen sind.
Das schlägt der VCD u.a. vor:
- Für alle Tickets: Jeweils zwei Ringe werden zu einem neuen Tarifkreis zusammengelegt.
- Kurzstrecke einfacher: Für 4 Haltestellen – egal ob Bus, Tram, U- oder S-Bahn. Dafür Beschränkung auf 2 Tarifkreise. Das vermeidet, dass zwei Kurzstreckentickets im Zweifel günstiger wären als ein Einzelticket.
- Einzeltickets: Minimalpreis für 2 Tarifkreise – jeder weitere Tarifkreis zum Preis einer Kurzstrecke. Das vermeidet große Tarifsprünge. Mehr als 6 Tarifkreise werden nicht berechnet.
- Tagestickets: Für Tarifkreise 1-3 (Grundpreis) und Tarifkreise 3-8 (anderthalbfacher Grundpreis). Dafür jeweils auch Gruppentickets.
- Entwertung: Alle Tickets können “auf Vorrat” gekauft werden. Wochen-, Monats-, Jahres oder Handytickets werden mit fester Gültigkeitsdauer erworben.
FRAGEN UND ANTWORTEN
Führt die Tarifreform nicht zu einer versteckten Preiserhöhung?
Es lässt sich nicht vermeiden, dass es Gewinner und Verlierer geben wird. Bei Monatskarten-Nutzern sind sicher Erhöhungen von bis zu 20 – 30 Cent pro Tag noch in Ordnung, wenn dafür auch die Reichweite des Tickets verbessert wird. Das spart dann ja wieder Anschlusstickets, wenn der Gültigkeitsbereich überschritten wird.
Ist ein einfacher Tarif nicht automatisch ungerechter?
Ungerecht sind vor allem die Tarifsprünge. Eine Kurzstrecke endet z.B. nach 4 Haltestellen. Fahre ich nur eine Haltestelle weiter und überschreite eine Zonengrenze, wäre gleich fast das Vierfache des Kurzstreckenpreises fällig, also 5,80 Euro.
Sollen Fahrten von Dachau oder Germering nach München nicht genauso günstig sein wie innerstädtische Fahrten in München?
Die Frage ist hier nur, wer die Mehrkosten trägt. Den City-Ticket-Preis in München deshalb deutlich zu verteuern, ist sicher keine Lösung. Wenn die jeweiligen Kommunen die Differenz zahlen, sieht man sicher beim MVV kein Problem bei dieser “Vereinheitlichung”.
Braucht es Sozialtickets?
Der VCD spricht sich dafür aus. Sie sollten zu einem symbolischen Preis abgegeben werden, um den Hilfebedürftigen die Teilhabe am öffentlichen Leben zur ermöglichen.
Müsste der MVV nicht vergrößert werden – bis Ingolstadt, Augsburg oder Rosenheim?
Der VCD sieht das auch so. Wir hätten am liebsten sofort einen einheitlichen Bayern-Tarif. Doch vor allem die Finanzierungshürden sind im Moment unüberwindbar groß.