Debatte vom 21. November 2024
Die bespielbare Stadt – Bewegung und sichere Schulwege
Schulkinder beurteilen ihre Wege: Sind sie spannend? Langweilig? Unangenehm? Meist langweilig, manchmal spannend. Selten unangenehm. Das ist auch abhängig, in welchem Ort man fragt. Attraktive Wege bedeuten Bewegung.
Prof. Bernhard Meyer stellte in seiner Präsentation vor, mit welchen Erfahrungen er seit 40 Jahren in seiner Heimatstadt Griesheim (bei Darmstadt) Wege für Kinder bespielbar macht. In guter Zusammenarbeit mit den Ämtern konnten an vielen Stellen Wege attraktiv gestaltet werden. Es geht hierbei nicht um das Aufstellen von Spielgeräten – fürs Spielen wäre auf dem Schulweg auch keine Zeit! Aber jede „Attraktion“ zieht das Interesse der Kinder auf sich, seien es Findlinge, Holzbalken, Kugeln oder sonstiges. Damit werden Wege interessant. Wichtig: Kinder haben eine völlig andere Perspektive als Erwachsene. Und noch etwas: Definitionsoffenheit als Schlagwort sagt, dass ein Objekt am Weg nicht zwingend so genutzt wird, wie es geplant war. Es kann vielleicht auch ganz anders verwendet werden.
Ein attraktiver Weg hat auch steuernde Wirkung, denn Kinder gehen lieber auf interessanten Wegen als auf langweiligen. Auf diese Weise kann man sogar steuern, welche Stellen von Kindern zum Überqueren von Straßen genutzt werden.
Griesheim ist die erste deutsche „bespielbare Stadt“ und wurde dafür auch ausgezeichnet. Zur Erleichterung für die Kinder werden im Gehweg Figuren als Markierung eingesetzt, der „kleine Griesheimer“. An diesen Stellen wird den Kindern eine Straßenüberquerung empfohlen, aber anders als am Zebrastreifen müssen sie weiterhin auf den Verkehr achten.
Die Debatte im Anschluss zeigte sich überzeugt von der Wirksamkeit dieses Konzepts. Prof. Meyer stellte auch eine Liste von Herstellern zur Verfügung, die solche Objekte für Weggestaltung anbieten. Seine Empfehlung: keine Pilotprojekte, sondern gleich großflächig ausrollen! Und dann regelmäßig begleiten, um Erweiterungen und Korrekturen einfließen zu lassen.
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