Debatte vom 29. Februar 2024
Kinder sicher zu Fuß? Der Schulweg-Check in München
Selbstständig unterwegs sein ist für Kinder ein wichtiger Teil ihrer Entwicklung. Das eigene Stadtviertel erkunden zu können führt zu einer ganz anderen Wahrnehmung ihrer Welt. Mit Freundinnen und Freunden zu Fuß zur Schule gehen ist insbesondere in der Grundschule ein wichtiger Teil des Tages und viel mehr als nur „Mobilität“.
Wie sicher sind die Schulwege für Kinder in München? Die „Initiative Fußverkehr München“, eine Zusammenarbeit von FUSS e.V., VCD, BN und Green City e.V., hat sich einige Grundschulen in München vorgenommen und einen „Schulweg-Check“ durchgeführt. Dabei ging es um die Frage: wie sicher, wie übersichtlich und wie bequem sind die Wege zur Schule für Schulkinder? Anais Schuster Brandis, Sprecherin von FUSS e.V. München, stellte die Ergebnisse vor.
Da der Schulweg so viel mehr ist als reine Mobilität, sondern mit Umgebungs-Erfahrung, sozialen Kontakten, Erkennen von Wegmarken zu tun hat, ist es immens wichtig, diese Wege so sicher wie möglich zu halten. Mit einem Team von 11 freiwilligen Checkern wurden im Oktober 2023 die Schulwege von acht Grundschulen auf ihre Sicherheit geprüft und fotografisch dokumentiert. Für einige der Wege wurden beispielhaft gefährliche oder behindernde Situationen erfasst, und auch störende. Das Spektrum an Problemen umfasst:
- Falsch geparkte Autos oder LKWs auf Gehwegen und Querungen
- Motorräder, Roller oder Fahrräder auf den Gehwegen
- Baustellen
- sonstige Hindernisse wie Mülltonnen, Litfaßsäulen, Hecken, Verteilerkästen, Gaststätten-Mobiliar
- E-Scooter auf den Gehwegen
Die Checks sind nur Stichproben und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Trotzdem zeigt sich, dass der Weg zur Schule und zurück in der Regel nicht gefahrfrei bewältigt werden kann. Dazu kommt noch, dass in vielen Bereichen der Stadt die Gehwege auch ohne zusätzliche Behinderungen sehr schmal sind und in keiner Weise eine bequeme, sichere Nutzung erlauben. Bei Kreuzungen sind Sichtverbindungen eingeschränkt, und häufig ist aus der Perspektive eines Kindes eine Straßensituation noch schwieriger zu erfassen als für eine Erwachsene.
Die anschließende Diskussion griff etliche Punkte auf. Besonders ärgerlich ist es, dass es für viele mögliche Verbesserungen erst einmal eine größere Anzahl an Beschwerden braucht. Bei wirklich sicherheitsrelevanten Entscheidungen wird zudem davon ausgegangen, dass zunächst mal etwas passiert sein muss. Eine Gefährdung allein reicht nicht aus. Einhellige Meinung aus der Runde: Druck kontinuierlich aufbauen, gemeinsam und regelmäßig Probleme melden. Im Notfall mit einer Mail an den Oberbürgermeister.
Das allseits beliebte Thema der Gehwegparker wurde natürlich auch besprochen, weil diese Unsitte in München so weit verbreitet und kaum geahndet ist. Die zaghaften Verbesserungen bei KVÜ und Polizei lassen noch sehr viel Luft nach oben, bis die Gehwege wirklich dem Fußverkehr zur Verfügung stehen.
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