Debatte vom 19. Mai 2022
Wohnen und autoarme / autofreie Mobilität
Gunhild Preuss-Bayer, die seit 27 Jahren im Projekt Wohnen ohne Auto arbeitet, leitete in das Thema ein und verglich die wirklich autofreien Wohnquartiere, bei denen die Bewohner auf ein eigenes Auto verzichten, mit autoreduziertem Wohnen, wo eine Vielfalt an Mobilitätsangeboten ein eigenes Auto weitgehend überflüssig macht. Ein Kernpunkt für die Debatte ist die Stellplatz-Errichtungspflicht.
Bernd Vilsmaier stellte als Regionalkoordinator Bayern das bundesweite VCD-Netzwerk Wohnen und Mobilität vor. Wohnen und mobil sein müssen zusammen gedacht werden! In Bayern sind am Projekt München und Holzkirchen beteiligt. Auf die Weise sind auch Pendler mit thematisiert. Die Wahlfreiheit für die verschiedenen Mobilitätsangebote wird als Alternative zum Auto gesehen. Die Zielgruppen des Projekts sind vorwiegend gewerbliche und kommunale Wohnungsunternehmen.
Gunhild übernahm die Präsentation wieder und zeigte beispielhaft autofreie Quartiere (Freiburg, Amsterdam, Berlin, Köln, …). Wo man Stellplätze einsparen kann, entsteht Platz für Grün.
In der Diskussion wurde vor allem das Thema Stellplatzschlüssel durchgesprochen. Eine europäische Regelung scheint nicht in Betracht zu kommen, da die Handhabung des Schlüssels in der Hand der Kommunen liegt. Wenn ein Schlüssel niedriger als 0,5 zugelassen wird, dann in der Regel mit der Auflage, notfalls zu einem späteren Zeitpunkt auf 0,5 nachzurüsten. Damit sind dauerhafte Flächengewinne durch Wegfall von Stellplätzen nur schwer zu realisieren.
Der niedrigst-mögliche Stellplatzschlüssel laut kommunaler Satzung ist 0,3 in München.
Ein weit verbreitetes Fehlverhalten wurde kritisiert: TG-Besitzer (oder Mieter) lassen ihr Auto aus Bequemlichkeitsgründen lieber auf der Straße stehen und nutzen den TG-Platz anderweitig. Solange das Parken auf der Straße preislich in keinem Verhältnis mit der Nutzung der Garage steht, scheinen keine Verbesserungen möglich. Andererseits wurde auch die Frage in den Raum gestellt, wer denn sich welche Parkgebühren zusätzlich zu den Autokosten leisten kann. Aus sozialen Gesichtspunkten heraus kann das Straßenparken nicht beliebig teuer werden; aber wenigstens müssen die Kommunen mehr Gestaltungsspielraum beim Parkmanagement bekommen.
Link zur Präsentation 1: Wohnen und autoarme / autofreie Mobilität (Gunhild Preuß-Bayer)
Link zur Präsentation 2: Bundesweites Netzwerk Wohnen und Mobilität (Bernd Vilsmaier)
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